Karin Jung liest

Buchtip

Michel Houellebecq Elementarteilchen
Taschenbuch, 8.95 €

Plattform
Dumont Verlag, 2002, € 24,--

Schwere Kost bietet der Franzose, der in Frankreich für große Aufregung gesorgt hat. Seine Romane werden als Abrechnung mit der Ideologie der 68er verstanden. Menschen, die kaum fähig sind Bindungen einzugehen, ein als sinnlos erlebtes Leben durchleiden, sexbesessen oder asketisch, überwiegend unglücklich, so dass der Leser ordentlich mitleidet. Die "Elementarteilchen" enden im Projekt eines gentechnisch veränderten Menschen, der nicht mehr leiden muss.

"Plattform" kennt immerhin eine kurze Liebe, die tragisch endet, beschäftigt sich aber überwiegend mit der Optimierung des Sextourismus, der zu den Frauen in den Süden führt, die noch zu gutem Sex fähig sind.



Horst Bosetzky Brennholz für Kartoffelschalen, DTV, München 1997
Champagner und Kartoffelchips, Fischer-TB-Verlag 2000

Im Mittelpunkt der Romane steht Manfred Matuschewski, dessen Leben wir mitverfolgen können. Im ersten Band ist es in der Grundschule, im zweiten Band durchleiden wir mit ihm die Gymnasialzeit. Wer selbst in Berlin aufgewachsen ist, wird das gerne noch einmal lesend nachvollziehen. Interessant sind die Romane aber auch für junge Leute, die etwas genauer über das Leben der Menschen nach dem Krieg Bescheid wissen möchten

Anne Chaplet Caruso singt nicht mehr, Goldmann Tb, 2000

Unter dem Pseudonym Anne Chaplet veröffentlich Cora Stephan – eine meiner Lieblingsintelletuellen – seit einiger Zeit Kriminalromane. Zum Einstieg empfehle ich

Caruso singt nicht mehr.

Ein recht scheußlicher Mord ( der Tote findet sich an einem Fleischhaken in der Kühlkammer eines Biobauernladens) führt weit zurück in die Jugend einer Politikerin, zu ihren Begegnungen mit der Dissidenten-Szene in der DDR, und die Stasi spielt auch mit, und das nicht nur in der DDR, sondern auch noch in Frankfurt, weit nach der Wiedervereinigung.


Nagib Machfus Zwischen den Palästen

Palast der Sehnsucht

Zuckergässchen


Unions-Verlag, 1996
Die Romane führen weit weg aus der vertrauten Welt Europas. Sie berichten über das Leben einer großbürgerlichen Familie im Kairo der zwanziger Jahre.

Der Autor ist ein ägyptischer Großdichter und seit 1988 Nobelpreisträger für Literatur.

Zuletzt habe ich von ihm gelesen: Anfang und Ende

Zuerst erschienen 1949, jetzt im Unionsverlag, 2000

Der Roman zeigt sehr bewegend das Schicksal einer Beamtenfamilie, die durch den plötzlichen Tod des Familienoberhaupts ins Elend gerät. Man lernt viel über das Lebensgefühl in der muslimischen Welt Ägyptens.

Thomas Brussig Männer bis Leben, Fischer-Verlag 2001

Ein kleines teures Taschenbuch für Fußballliebhaber und DDR-Kenner( da wird es wohl nicht so recht Liebhaber geben).

Zu Beginn betritt ein älterer Fußballtrainer ein Fußballfeld. Er bereitet das Training seiner Mannschaft vor.

Es beginnt ein nicht abreißender innerer Monolog dieses in der DDR beheimateten Trainers, der seine nicht enden wollenden Mühen um seine Fußballer Revue passieren lässt.

Regina Henscheid Die Memoiren des Miez , Kindler-Verlag

Ein Buch für Menschen, die darüber nachdenken, ob sie sich eine (oder zwei) Katze(n) anschaffen wollen.

Ich bin auf das Buch aufmerksam gemacht worden durch eine Rezension, die - typisch für die letzte Seite der TAZ – durch fünf Katzen erfolgte. Kater Miez berichtet sehr genau und authentisch aus seinem Leben mit Frau und Mann ( so nennt er die Dosenöffner) und dem Bruder Ramirez.

Nach der Lektüre weiß man zuverlässig, ob man als Katzenhalter/in in Frage kommt. Falls man schon Katzenbesitzer ist (wie ich), kann man dem Buch entnehmen, wie man das Leben der Katze noch angenehmer gestalten kann.

Gabriele Nissim Der Mann, der Hitler stoppte Dimitar Pesev und die Rettung der bulgarsichen Juden
Siedler Verlag Berlin 2000

Das Buch über das unglaubliche Leben des Bulgaren Pesev, dem es gelang die bulgarischen Juden vor der Deportation zu retten. Weil er nach 1945 kein Kommunist werden wollte, lebte er vereinsamt und arm in der inneren Emigration.


Benny Barbasch Mein erster Sony
Büchergilde Gutenberg, Deutsche Erstausgabe 1996 Berlin Verlag

Der dicke 10jährige Jotam berichtet über die turbulenten Ereignisse in seiner eigenen Familie, die in Israel lebt. Er zeichnet mit seinem Kasettenrecorder von Sony die temperamentvollen Auseinandersetzungen in der Familie - incl. aller politischen Auseinandersetzugen - auf. Weil man nicht alle Details der israelischen Innenpolitik kennt, ist ein Glossar angefügt.

Marcel Beyer Flughunde
Surkamp Verlag 1996

Zwei Erzähler - ein Akustiker, der dem Geheimnis der menschlichen Stimme auf der Spur ist, und die älteste Tochter der Goebbels-Familie erzählen im Wechsel Geschichten aus der Nazizeit und dem Krieg. Die letzten Tage des Kriegs verbringen beide im "Führer"bunker.

Dagmar von Gersdorff Goethes Mutter
Insel Ffm.

Die Autorin hat sich in alle Wirtschaftsbücher und Hinterlassenschaften des großen Frankfurter Haushaltes der Eltern Goethes vertieft, und die detailreich erzählte Lebensgeschichte gibt ein sehr realistisches Bild von den Lebensverhältnissen einer wohlhabenden Familie im Frankfurt des 18. Jahrhunderts.


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