1961 habe ich das Abitur gemacht und bin in die SPD eingetreten.
Für meine Eltern war ich als Abiturientin erwachsen. Nun erst wurde
ein Fernseher angeschafft, und das politische Engagement war auch erlaubt.
Denn die Mutter war SPD-Mitglied seit der Wiedergründung der
SPD nach dem Krieg.
Nach dem Abitur habe ich von 1961 bis 1968 an der FU in Berlin studiert.
Eine wunderbare Zeit. Ich war die erste in der Familie, die studieren konnte.
Papa hatte zwar Abitur gemacht, aber ein Musikstudium, wie er es sich gewünscht
hätte, war unbezahlbar für die Eltern. Also machte er eine Ausbildung
als Kaufmann.
1969 habe ich geheiratet und bin nach Düsseldorf über gesiedelt.
Eine schöne und aufregende Zeit. Ich wollte Kinder haben, was aber
leider gar nicht klappen wollte. Die Politik: Kampf um Mehrheiten für die
neue Ost- und Deutschlandpolitik und Willy Brandt. Die SPD in Hochform und
ich eine begeisterte Wahlkämpferin.
In der Zeit von 1971 bis 1995 arbeitete ich als Lehrerin in Hilden.
Ein schöner Beruf, der einen gefangen nimmt. besonders schön am
Gymnasium: man begleitet die Kinder bis zum Erwachsensein: Als 10-jährige
lernt man sie kennen, als 18-jährige verlassen sie mit Abitur das
Blickfeld, und man verliert sie ungern.
Die Fächer Deutsch und Geschichte: für mich das schönste,
was man unterrichten kann.
Als viele junge Lehrer arbeitslos waren, hat die Landesregierung NRWdie
Möglichkeit geschaffen, aus arbeitsmarktpolitischen Gründen auf
eine halbe Stelle zu gehen. Ich habe das gern in Anspruch genommen, weil
ich ab 1979 Mitglied des Rates in Düsseldorf war. Das volle Engagement an
der Schule hätte doch bedeutet: die Wochenenden durcharbeiten und
nahezu keine Freizeit.
Ab 1995 Landtagabgeordnete: ein komplett verändertes Leben. Nach
30 Jahren , in denen Politik Hobby war und im Ratsmandat ehrenamtlich neben dem
Beruf eine Rollte spielte, nun Berufspolitikerin. Vom Beruf als Lehrerin beurlaubt
ohne Bezüge. Also ganztags Politik. Also ganztags mit Politikern zusammen.
Also ein richtiges Büro mit FAX und Computer.
Nicht mehr: vormittags Schule, nachmittags im Rathaus und dort viele
kleine und große Entscheidungen, sondern Entscheidungen, die das
ganze Land betreffen. Das ist eine große Verantwortung. Aber ich
trage gern Verantwortung.